Friedrich II. und die Sarazenen in zeitgenössischen Quellen


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Zur Person

„Der Kaiser war einer der Könige der Franken, er war freigebig, Liebhaber der Philosophie, der Logik und der Medizin, und er liebte die Mohammedaner, da er auf der Insel Sizilien erzogen war, wo der größte Teil der Bevölkerung mohammedanisch ist.“
Abu 'l-Fida (arabischer Historiker) zum Jahre 1228; zitiert nach Heinisch 1978, S. 169

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In Jerusalem (1229)

„Der Kaiser bat auch um die Erlaubnis, Jerusalem betreten zu dürfen; el-Kamil erlaubte ihm auch das und beauftragte mit seinem Dienste den Kadi Schams ed-Din von Nablus. Dieser ging mit dem Kaiser in die Moschee von Jerusalem und machte mit ihm den Rundgang durch alle Heiligtümer. Der Kaiser bewunderte die Moschee el-Akscha und die Reste der Sakhra sehr und stieg die Stufen der Kanzel hinauf.

...

Und der Kadi von Nablus hatte den Muazzin befohlen, in dieser Nacht den Ruf zum Gebete zu unterlassen. ... Am nächsten Morgen sagte der König zum Kadi: "Warum haben die Muazzin nicht von den Minaretten zum Gebete gerufen ?" Jener antwortete: "Euer Diener hat es ihnen verboten aus Rücksicht und Ehrerbietung gegen den König." Friedrich sagte zu ihm: "Bei Gott, du hast unrecht ! Der hauptsächlichste Grund, weswegen ich die Nacht in Jerusalem verbrachte, war, den Ruf zum Gebete und die Lobsprüche zu hören, die die Muslims des Nachts singen.“

Maqrizi (arabischer Chronist) über den Besuch Friedrichs II. in Jerusalem (unter anderem in der Moschee al-Aqsa und dem Felsendom) im Jahre 1229; zitiert nach Heinisch 1978, S. 191 f.

 

Ein anderer arabischer Chronist, der die Begebenheit etwas anders erzählt, berichtet, Friedrich habe zum Kadi gesagt:

„O Kadi, wisse, daß ihr unrecht habt, wenn ihr meinetwegen eure Gebräuche ändert und die Beobachtung eurer Gesetze und eurer Religion vernachlässigt ! Wenn ihr bei mir, in meinen Landen, wärt, würdet ihr sehen, daß die Muslims sie beobachten.“
zitiert nach Heinisch 1978, S. 192

 

„Dieselben Diener erzählten, daß zur Stunde des mittäglichen Gebetes, als der Muazzin dazu aufrief, sich sofort alle Kämmerer und Bedienten [Friedrichs II.] zum Gebet erhoben, ebenso auch sein Lehrer, der Sizilianer war und ihm Unterricht in der Logik gegeben hatte; diese alle bekannten sich zum Islam.“
Aus einer arabischen Quelle; zitiert nach Heinisch 1978, S. 193

 

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Kritik des Papstes

„Überdies möge es, da eine Überfülle an Freiheiten, die Du, wie man sagt, den Sarazenen gewährt hast, in einer für die Christen gefährlichen Nachbarschaft besteht und vielen, die davon hören, Schrecken verursacht, Deiner Hoheit gefallen, ihre Anmaßung so zu ersticken, daß sie in Kürze die Herzen Deiner Untertanen nicht mehr zu verwirren wagen ...“
Papst Gregor IX. an Friedrich II. (3. Dezember 1232); zitiert nach Heinisch 1978, S. 66 f.

 

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In Deutschland

„Er [Friedrich II.] aber fuhr, wie es der kaiserlichen Majestät geziemt, in großer Pracht und Herrlichkeit einher, mit vielen Wagen, beladen mit Gold und Silber, Battist und Purpur, Edelsteinen und kostbaren Geräten, mit vielen Kamelen und Dromedaren. Viele Sarazenen und Äthiopen, die verschiedener Künste kundig waren, mit Affen und Leoparden bewachten sein Geld und seine Schätze. So gelangte er inmitten einer zahlreichen Menge von Fürsten und Kriegsleuten bis nach Wimpfen.“
Aus einer Chronik über den Aufenthalt Friedrichs II. in Deutschland im Jahre 1235; zitiert nach Heinisch 1978, S. 302 f.

 

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Tänzer und Tänzerinnen

„Betreffs des sarazenischen Tänzers, den Du in Aquitanien entdeckt hast, der, wie Du schriebst, auf verschiedene Weise zu tanzen versteht und den Du für Unseren Hof zurückzuhalten sorgtest, wünschen Wir, daß Du ihn an Unseren Hof schickst.“
Brief Friedrichs II. (5. Februar 1240); zitiert nach Heinisch 1978, S. 332

 

„Und auf Befehl des Kaisers sah er [Graf Richard von Cornwall] mit großem Ergötzen mannigfaltige ihm unbekannte Spiele und Vorstellungen mit Hilfe musikalischer Instrumente, die zur Erheiterung der Kaiserin aufgeführt wurden. Zwei schöngestaltete sarazenische Mädchen nämlich stellten sich auf dem glatten Estrich mit ihren Füßen auf vier Kugeln, jede auf zwei, und auf diesen Kugeln, sie fortrollend, bewegten sie sich, in die Hände klatschend, hierhin und dorthin und wohin es ihnen einfiel, die Arme im Spiel und unter Gesang verschiedentlich bewegend und den Körper nach der Melodie wendend, indem sie tönende Zymbeln oder Becken mit den Händen zusammenschlugen und allerhand Scherze in wunderbarer Weise darstellten.“
Matthäus von Paris über den Empfang Graf Richards von Cornwall, Bruder von Isabella von England, der dritten Ehefrau Friedrichs II., am Hofe des Kaisers nach seiner Kreuzfahrt im Jahre 1241; zitiert nach Heinisch 1978, S. 326 f.

 

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Sarazenische Sitten

„[Friedrich II.] machte ungläubige Mohammedaner zu seinen Kämmerern und seinen vertrautesten Dienern, und von Eunuchen ließ er seine Frauen bewachen. Und in vielen Dingen hielt er sich an die Sitten und Gebräuche der Sarazenen ... Oft schickte er dem Sultan [el-Kamil] wertvolle und prächtige Gaben, und ebenso ließ ihm der Sultan solche schicken.“
Aus einem christlichen Manuskript; zitiert nach Heinisch 1978, S. 190

 

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Ein Harem?

„Friedrich war ein kühner und unerschrockener Mann, voll Kraft und großer Gelehrsamkeit, von außerordentlicher natürlicher Weisheit; er verstand die lateinische Sprache wie die unsere [d.h. wohl die italienische], sowie auch die deutsche, die französische, die griechische und die arabische; er war sehr reich, freigebig und liebenswürdig, aber dem Wohlleben ergeben und hielt sich viele Buhlerinnen und Mamelucken nach der Art der Sarazenen ...“
Malaspina (päpstlicher Chronist) über Friedrich II.; zitiert nach Heinisch 1978, S. 191 f.

 

„Die sarazenischen Mädchen aber hält er [Friedrich II.] nicht zum Beischlafe – wer könnte das beweisen ? – sondern wegen ihrer Gewandtheit und wegen einiger anderen weiblichen Kunstfertigkeiten.“
Aus der Verteidigungsrede des kaiserlichen Großrichters Thaddäus von Suessa vor dem Konzil von Lyon (1245); zitiert nach Heinisch 1978, S. 332 f.

 

Diese Mädchen sind wohl auch in einem Befehl aus dem Jahre 1240 gemeint, in dem es heißt:

„Betreffs der Mägde Unseres Hofes, die in Unserem Palast zu Palermo untergebracht sind und, ohne Dienste zu leisten, von Unserem Hofe ihren Lebensunterhalt beziehen, befehlen Wir Dir, daß Du sie zu irgendwelchen Diensten anhältst, sei es zum Spinnen oder irgendwelchen anderen Arbeiten, damit sie ihr Brot nicht umsonst essen.“
Brief Friedrichs II. (5. Februar 1240); zitiert nach Heinisch 1978, S. 332

Das Staunen der Welt: Das Morgenland und Friedrich II. (1194–1250) / [Katalog zur gleichnamigen Sonderausstellung im Museum für Islamische Kunst,Staatl. Museen zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, 26.12.1994–12.3.1995, verlängert bis 3.9.1995]. – Berlin : Staatliche Museen zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, 1995. – (= Bilderheft d. Staatl. Museen zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz ; 77/78), ISBN 978-3-7861-1856-5, S. 18-20.

 

 

aktualisiert: 18.12.2017